Die Kommission für Mission der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA) tagte im Mai 2014 in Izmir, Türkei. Vor der historischen Kulisse der Sendschreiben des Apostels Johannes beschäftigten sich 210 Missionsleiter aus 50 Ländern mit den Themen „Evangelium – Kirche – Zeugnis”. Eines der Abschlussdokumente wurde in Form eines Briefes an die weltweite Kirche Jesu verfasst:

Brief aus Smyrna

An unsere Brüder und Schwestern in Christus,

Gnade und Frieden!

Im Mai 2014 versammelten wir uns als Kommission für Mission der Weltweiten Evangelischen Allianz im Namen Jesu Christi. Als Ort für unser 5-tägiges Treffen wählten wir das Umfeld der Sendschreiben des Apostels Johannes an die sieben Gemeinden (Offenbarung 2 und 3).

Dieser geografische Rahmen erinnerte uns eindrücklich an die 2.000-jährige Geschichte der Kirche, zu der wir gehören: Wir wurden an die Mühen und Anstrengungen erinnert, die es gekostet hat, die treue Weitergabe des apostolischen Zeugnisses an die folgenden Generationen sicherzustellen. Wir wurden daran erinnert, dass wir dieses Zeugnis heute haben, weil Männer und Frauen kompromisslos am Evangelium festgehalten und ihr Leben dafür gelassen haben. Es wurde uns sehr deutlich, dass das Bekenntnis zu Jesus Christus als dem Herrn, der alleine der Anbetung würdig ist, die Christen von Anfang an etwas kostete – manche ließen ihr Leben als Märtyrer.

Unsere fünf Tage in Izmir (Smyrna) waren eine Zeit des Nachdenkens über Gottes Kirche und Gottes Mission, damals und heute. Wir studierten Gottes Wort, tauschten uns darüber aus und warteten auf die Stimme des Heiligen Geistes. Wir waren betroffen von der schlichten Erkenntnis, dass wir ständig daran erinnert werden müssen, was es heißt, ein Kind Gottes zu sein, und dass wir uns unablässig an Gottes Gnade erinnern müssen. Wir erkannten, dass wir uns von der Liebe zu Gott entfernen und uns in der Beschäftigung für Gott verlieren können. Der Herr fordert uns auf, Buße zu tun – zutiefst und unter Tränen. Er fordert uns auf, unsere Liebe zu ihm ständig zu erneuern. Und er fordert uns zum Durchhalten auf – als fröhliche Jünger, die Jesus lieben.

Das alte Bekenntnis zu der „einen, heiligen, universellen und apostolischen” Kirche hat uns in der heutigen Zeit viel zu sagen. Wir fordern unsere evangelikale Familie auf, Buße zu tun und sich abzukehren von Konkurrenzdenken, Doppelung und Zersplitterung. Wir fordern dazu auf, sich aktiv für die Einheit in der Gemeinschaft, im Zeugnis und im Leben einzusetzen, denn unser Herr bezeichnet diese Einheit als grundlegend für die Glaubwürdigkeit des Evangeliums. Unser persönliches Leben und das der gesamten Kirche soll dem Ziel gewidmet sein, dass Gottes mächtiges Wirken dadurch sichtbar wird, dass Menschen in das Ebenbild Jesu verwandelt werden, dass Menschen Jesus leidenschaftlich und mit ungeteiltem Herzen nachfolgen und dass Menschen in der Einfachheit leben, aus der geheiligte Gedanken und ein geheiligtes Leben erwachsen. Wir halten fest, dass Christus der Herr der ganzen Welt ist, über jede Nation und über die ganze Schöpfung, und dass die Fülle Christi in der Einheit der gesamten weltweiten Kirche sichtbar ist. Wir erneuern unsere Hingabe an ein Evangelium, das in völligem Einklang mit dem Wort Gottes steht, wie es den Heiligen anvertraut und von unserem Herrn und von den Aposteln als die Wahrheit bestätigt wurde. Wir verpflichten uns zu einem Glaubensleben nach der Lehre der Apostel und bekräftigen die Wichtigkeit von Lehre, Gebet, Gemeinschaft, Brotbrechen, Zeugnis und Verkündigung.

In vielen Teilen der Welt gibt es Menschen, die für Christus leiden. Wir hörten von unsäglichem Leid und den Qualen der Verfolgung. Die Verfolgten sind unsere Brüder und Schwestern und wir alle, die wir hier zusammen waren, litten mit ihnen. Die weltweite Gemeinde als der eine Leib Jesu leidet noch viel zu wenig mit diesen Geschwistern mit. Deshalb verpflichten wir uns, ernsthafter für sie zu beten und in allen unseren Gemeinden beharrlicher auf ihre Situation hinzuweisen. Wir verlassen uns auf das schlichte Versprechen unseres Herrn Jesus, dass denen, die um seines Namens willen leiden, das Himmelreich verheißen ist und dass die Herrlichkeit Christi über ihnen ist. Wir beten, dass viele von ihnen getröstet werden in dem Wissen: „Gott weiß”. Wir wollen uns aktiv als Fürsprecher für all diejenigen einsetzen, denen das Menschenrecht auf Religionsfreiheit vorenthalten wird.

Die Situation der Unerreichten, der Kirchenfernen und der Entkirchlichten fordert uns heraus und wir verpflichten uns erneut, die Saat des Evangeliums auszusäen, damit neue Gemeinden entstehen. Traurig stellen wir fest, dass es in vielen Teilen der Welt, besonders in der westlichen Welt, nötig ist, dass Gemeinden durch die Kraft des Heiligen Geistes erneuert und neue Gemeinden gegründet werden. Hier ist unser dringlicher und beharrlicher Einsatz gefordert – zusätzlich zu der dringenden Not, das Evangelium dorthin zu bringen, wo es noch nie verkündigt wurde. Unser Herr ruft viele neue Initiativen ins Leben und an manchen Orten wächst die Gemeinde schnell, dafür loben wir Gott. Wir beten, dass das Wachstum auch in die Tiefe geht und treue Jüngerschaft gelebt wird.

Gott hat uns dazu berufen, ein Volk von Pilgern zu sein. Deshalb sollen wir all unsere materiellen Güter so besitzen, „als besäßen wir nicht”. Das gleiche gilt für all jene Dinge, von denen wir gerne unsere Identität ableiten: Heimat, Land, Beruf. Wir sind dazu berufen, unsere einzig wahre und tiefste Identität im Herrn Jesus Christus und in der Zugehörigkeit zu Gottes Volk zu finden. Wir beten, dass Gott uns in Bewegung hält und dass wir, wie einst die Pilger, unsere Herzen im Glauben auf das letzte und himmlische Ziel ausrichten. Wir beten um ein sicheres Urteilsvermögen, damit wir erkennen, was Gott in unserer heutigen Zeit tut. Wir beten um fröhlichen Gehorsam, damit wir unsere Aufgabe erfüllen, Gott durch unser Reden, Handeln und Sein in dieser Welt sichtbar zu machen.

Mögen wir diese Dinge bedenken und entsprechend handeln, zu Gottes Ehre.

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.